Biedermeier Musical Revival as Modernism in Ferruccio Busoni’s »Die Brautwahl«

Autor/innen

DOI:

https://doi.org/10.71046/simjb.2022.30

Schlagworte:

Ferruccio Busoni, E. T. A. Hoffmann, Die Brautwahl, Opera, Biedermeier, Twentieth Century

Abstract

Biedermeier Musical Revival as Modernism in Ferruccio Busoni’s ›Die Brautwahl‹
Ferruccio Busoni’s admiration of literature by E. T. A. Hoffmann contributed to his selection of Die Brautwahl for his first completed opera. Yet while scholars have already written about Busoni’s adaptation of Hoffmann’s text into an opera libretto and of the relationship between his aesthetic ideals and Hoffmann’s, there has been little consideration of Busoni’s evocation of Hoffmann’s Biedermeier culture through the music. References to dance, march, and salon-style chamber music coupled with the songful vocal style of Lied, instead, reference the Berlin Biedermeier bourgeois culture depicted in the plot.
Despite references to the 1820s, the opera is not retrogressive, but rather, an expression of emerging modernist ideals in Busoni’s own time. Just as a Biedermeier revival in Berlin in the early 1900s evoked related ideals of simplicity, clarity, proportion, and order in updated ways in reaction to nineteenth-century extravagance, so Busoni made Biedermeier musical references to pioneer a simpler and more objective modernist approach toward German-language comic opera. By drawing connections between Biedermeier revivalist aesthetics in the early twentieth century and Busoni’s vocal treatment, harmony, depictions of characters, orchestration, and form in Die Brautwahl, this article shows how the composer used historical references in a revivalist way to move beyond Romanticism. The article sheds light on Busoni’s least known opera and seeks to re-center it within discussions about the development of early twentieth-century opera.


Musikalisches Wiederaufleben des Biedermeier als Modernismus in Ferruccio Busonis »Die Brautwahl«
Ferruccio Busonis Bewunderung für das literarische Werk E. T. A. Hoffmanns trug dazu bei, dass er Die Brautwahl für seine erste vollendete Oper auswählte. Doch während sich die Wissenschaft bereits mit Busonis Adaption von Hoffmanns Text in ein Opernlibretto und mit der Beziehung zwischen seinen ästhetischen Idealen und denen Hoffmanns befasst hat, wurde seine Evokation der biedermeierlichen Kultur Hoffmanns durch die Musik kaum berücksichtigt. In Verbindung mit dem liedhaften Gesangsstil verweist der Rückgriff auf Tanz, Marsch und salonartige Kammermusik stattdessen auf die in der Handlung dargestellte bürgerliche Kultur des Berliner Biedermeier.
Trotz Bezugnahme auf die 1820er Jahre ist die Oper nicht rückwärtsgewandt, sondern vielmehr Ausdruck der aufkommenden Ideale der Moderne in Busonis eigener Zeit. Genauso wie die Wiederbelebung des Biedermeier im Berlin der frühen 1900er Jahre die damit verbundenen Ideale der Einfachheit, Klarheit, Proportion und Ordnung auf neue Art und Weise als Reaktion auf die Extravaganz des 19. Jahrhunderts beschwor, nutzte Busoni die musikalischen Bezüge zum Biedermeier, um einen einfacheren und objektiveren modernistischen Ansatz für die deutschsprachige komische Oper zu entwickeln. Indem Verbindungen zwischen der Rückbesinnung auf die Biedermeier-Ästhetik im frühen 20. Jahrhundert und Busonis Stimmbehandlung, Harmonik, Charakterdarstellung, Orchestrierung und Form in Die Brautwahl hergestellt werden, zeigt dieser Artikel, wie der Komponist historische Bezüge auf revivalistische Weise nutzte, um über die Romantik hinauszugehen. Der Artikel beleuchtet Busonis am wenigsten bekannte Oper und versucht, diese wieder in den Mittelpunkt der Diskussionen über die Entwicklung der Oper des frühen 20. Jahrhunderts zu stellen.

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Veröffentlicht

20.11.2025

Zitationsvorschlag

Knyt, E. E. (2025). Biedermeier Musical Revival as Modernism in Ferruccio Busoni’s »Die Brautwahl«. Jahrbuch Des Staatlichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz, (2022), 59–83. https://doi.org/10.71046/simjb.2022.30