Markneukirchner Metallblasinstrumentenbau und -handel in der frühen Ventilära
DOI:
https://doi.org/10.71046/simjb.2020-2021.6Abstract
Seit 1755 werden im sächsischen Markneukirchen Metallblasinstrumente hergestellt, ab dem Ende der 1820er Jahre ist im Vogtland der Einsatz von Ventilen belegt. In den folgenden Jahrzehnten wurden hier zahlreiche Entwicklungsformen des Ventils adaptiert, bevor sich ab den 1870er Jahren der Antagonismus von Zylinder- bzw. Drehventil und Périnetventil verfestigte, Berliner Pumpen kannte man noch bis ca. 1900.
Bis auf wenige Ausnahmen war der vogtländische Musikinstrumentenbau im 19. Jahrhundert von Familienbetrieben und vom Verlagssystem geprägt. Kleine Werkstätten und Manufakturen bildeten ein arbeitsteiliges Produktionsnetzwerk, das ab 1850 auch den Spezialberuf des Maschinenmachers kannte. Den Vertrieb übernahmen die am Ort ansässigen Händler. Sie verschickten zum einen die Instrumente innerhalb Deutschlands und besuchten die Handelsmessen in Leipzig oder Frankfurt, zum anderen verfügten sie über intensive Auslandskontakte vor allem in die USA, so dass sich ein stabiler Export von Musikinstrumenten entwickeln konnte. Damit ist auch erklärt, dass sich Händler wie Hersteller schnell den Forderungen des Marktes unterordneten, dass sie nur noch selten signiert haben, dass sie vor allem solide und preiswert arbeiten mussten. Doch gerade damit verhalfen sie den Ventilinstrumenten zu ihrer enormen Breitenwirkung und unterstützten die Liberalisierung der Metallblasinstrumente vom Hof- und Militärinstrument hinein in die bürgerliche Musikkultur.
Diese Zusammenhänge zwischen der Entwicklung des Instrumentariums, dem Instrumentenbau, dem Bedarf des Marktes und dem Handel sollen im Hinblick auf Markneukirchen an zwei Beispielen genauer gezeigt werden:
1. Der Musik- und Zeichenlehrer Wilhelm Petzold (1812–1886), der mit seinem umfassenden Wirken und den Zeichnungen aus seinem Nachlass als möglicher Mitgestalter, primär jedoch als Chronist der Ventilentwicklung in Markneukirchen zu sehen ist.
2. Die stichprobenartige Auswertung der Geschäftsbücher des Händlers A. F. Reichel (1806–1866), die einen Einblick in die Verwendung von Ventilinstrumenten in den 1840er Jahren in Deutschland außerhalb der großstädtischen Kulturzentren geben.
Brass Instrument Making and Trade in Markneukirchen during the Early Valve Era
Since 1755, metal wind instruments have been produced in Markneukirchen, Saxony. From the late 1820s, the use of valves is documented in the Vogtland region. In the following decades, numerous developmental forms of valves were adapted here, before the antagonism between cylinder or rotary valves and Périnet valves solidified from the 1870s onwards. Berliner pumps were still known until around 1900.
With a few exceptions, 19th-century Vogtland musical instrument making was characterised by family businesses and the publishing system. Small workshops and manufactories formed a division-of-labour production network, which, from 1850 onwards, also included the specialised trade of machine makers. Distribution was handled by local dealers, who shipped instruments within Germany and attended trade fairs in Leipzig and Frankfurt, while also maintaining intensive foreign contacts, particularly in the USA. This led to a stable export of musical instruments. It also explains why dealers and manufacturers quickly subordinated themselves to the demands of the market, why they rarely signed anything, and why they had to work solidly and inexpensively. However, it was precisely in this
way that they helped valve instruments achieve their enormous broad impact while supporting the liberalisation of brass instruments from court and military instruments into bourgeois music culture.
These connections between the development of instruments, instrument construction, market demand, and trade, will be shown in more detail with regard to Markneukirchen using two examples:
1. The music and drawing teacher Wilhelm Petzold (1812–86), who, with his extensive work and the drawings from his estate, can be seen as a possible co-designer, but primarily as a chronicler of valve development in Markneukirchen.
2. A sample evaluation of the business records of the dealer A. F. Reichel (1806–66), providing insight into the use of valve instruments in Germany during the 1840s outside the major urban cultural centers.
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